Gut Pütnitz Geschichte seit 1225

Zeitgeschichte und Geschichten


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1225 - Wendische Wasserburg

Das Gut mit der Wasserburg schenkte Rügenfürst Witzlaw 1. dem Ratzeburger Domkapitel vermutlich als Dank für eine Aufnahme und Pflege des Fürsten nach seiner Verwundung in einer kriegerischen Auseinandersetzung vor Lübeck.

Die ersten Gutsherren auf Pütnitz waren die Herren des Rittergeschlechtes derer von Dechow. Die von Dechows erhielten 1249 von Ratzeburg das Lehen über das Gut Pütnitz.

Im Jahr 1261 verkaufte das Ratzeburger Domkapitel das Dorf Pütnitz mit dem Gut für 200 Mark an den Ritter und damaligen Domherren von Ratzeburg Ekkehard von Dechow mit folgendem aus dem lateinischen übersetzten Text ...

Recherche Jan Berg im Archiv Ribnitz-Damgarten - 2007

1261 - Das erbliche Lehn Dorf Putize

Das Domkapitel zu Ratzeburg verkauft dem Ritter Ekkehard von Dechow das Dorf Putize zum erblichen Lehn.

Volquart, von Gottes Gnaden Praepositus der Ratzeburger Kirche, ... wir diesen Entschluss fassten, und das Dorf Putize dicht bei Ripenize für 200 Mark Lübecker und Hamburger Münze an den Ritter Ekkehard genannt von Dechow verkauft haben mit Ackerland, Wiesen, Weiden und Wasserläufen, auch freien Fischfang, ... aus der Schenkung des edlen Wiltizlaw, dem Fürsten von Rügen, der dieses Dorf zu seinem, seiner Frau und seiner Verwandten Seelenheil uneingeschränkt übergab, damit der vorgenannte Ekkehard und seine legitimen Erben anerkennen, daß sie es von der Kirche zu Lehen haben ...

Ratzeburg im Jahr der Gnade 1261

Abschrift der lateinischen Urkunde aus:
Lisch, G.G.F.: „Geschichte und Urkunden des Geschlechtes Hahn“.
Schwerin, 1844 Bd. I, Teil II: Urkunde-Nr.XV, S.36/38.

Übersetzt von Dr. Christa von Zanthier im April 1944

1261 bis 1797 - Die Gutsfamilie von Dechow auf Gut Pütnitz

Das Wappen der Familie von Dechow

Als erster Ritter von Dechow wird um 1230 Gottschalk von Dechow, ein Halbbruder des Ekkehard von Hahn, benannt. Ekkehard von Dechow führte das Domkapitel zu Ratzeburg, hier liegt auch der Zusammenhang mit der Lehnsgabe des Gutes Pütnitz durch das Domkapitel.

Nach der Lehnsausreichung 1261 in Ratzeburg siedelt die Gutsfamilie von Dechow aus dem Ort Dechow bei Ratzeburg /Gadebusch in das pommersche Pütnitz. Die von Dechows errichten ein Gut mit Stallungen und Feldwirtschaft. Der Gutsbetrieb ist von Höhen und Tiefen in der Bewirtschaftung geprägt und kann, kleine unwesentliche Ausnahmen im Rahmen von Pfändungen ausgenommen, bis 1797 von der Gutsfamilie von Dechow in einer Familienhand betrieben werden. Der letzte Gutsherr auf Pütnitz, Joachim Christoph von Dechow führte eine kinderlose Ehe. Nach seinem Tod 1797 - er wurde im Erbbegräbnis der Gutsfamilie auf Pütnitz bestattet - erbte seine Nichte Caroline das Gut, denn ihr Vater, Kart von Dechow, der Bruder des Joachim Christoph, fiel 1777 als hessischer Major im Unabhängigkeitskrieg in den USA. Die Heirat der letzten Tochter aus der Gutsherrenfamilie von Dechow im Jahr 1788 mit Christian Ernst von Zanthier führte 1797, nach dem Tod ihres Onkels, zur Übernahme des Gutes an die Familie von Zanthier.

1797 bis 1945 - Die Gutsfamilie von Zanthier auf Gut Pütnitz

Das Wappen der Familie von Zanthier

Mit der Einheirat der Caroline (geb. von Dechow) in die Familie von Zanthier im Jahre 1788 übernahm nach dem Tod des letzten Gutsherrn Joachim Christoph von Dechow 1797 das Gut dann die neue Gutsfamilie von Zanthier.

Bis 1945 wurde das Gut auf Pütnitz mit erheblichen Landwirtschafts- und Waldflächen und kleinen Orten (Steinort, Baiershagen, Tempel u.a.) sehr verantwortungsvoll durch die Gutsfamilie geführt.

Besonders bekannt wurde Hans Dietrich von Zanthier (1856 - 1925), der neben seiner Funktion als Gutsherr auch königlich preußischer Geheimer Regierungsrat, Rechtsritter des Johanniterordens und Mitglied des Preußischen Herrenhauses sowie von 1886 bis 1906 Landrat des Landkreises Franzburg war.

Der Aufbau des Fliegerhorstes auf der Halbinsel Pütnitz ab 1935 unter der Machtherrschaft der Nationalsozialisten im Dritten Reich war auch wirtschaftlicher Aufschwung für das Gut Pütnitz. Erhebliche Mengen an Holzmaterial konnte zum Flugplatzaufbau geliefert werden. Für den Transport hatte das Gut an der Recknitzmündung vor dem Gutspark einen Schiffsanleger installiert, an dem motorlose Lastschuten mit Holz und landwirtschaftlichen Gütern be- und entladen werden konnten.

1945 bis 1949 - Das Gut steht unter sowjetischer Administration

Nach dem Einmarsch der Russen Anfang Mai 1945 wurde das Gut Pütnitz mit all seinen Ländereien und Liegenschaften von der Roten Armee beschlagnahmt. Es folgten Ausplünderungen und Zerstörungen an Hab und Gut der Gutsfamilie und auch ihrer Gutsarbeiterfamilien.

Das Gutshaus wurde für Wohnzwecke und später auch für soziale Zwecke umfunktioniert. Die Stallanlagen waren weitgehend erhalten in ihrer Bausubstanz und in der Folgezeit auch wieder als Stallungen genutzt.

1949 bis 1989 - Die Nutzung des Gutes in der DDR-Zeit

Mit der Gründung der DDR im Jahre 1949 erfolgte die Übergabe des Gutes Pütnitz an die Stadt Damgarten (ab 1950 Ribnitz-Damgarten).

Das Gut Pütnitz wurde in der Zeit der kommunistischen Herrschaft der DDR zum Volksgut und im Rahmen der Bodenreform zur Versorgung der Landbevölkerung eingesetzt. Die fehlenden finanziellen Mittel zum Erhalt der Stallanlagen führte zum Verfall der ehemaligen Stallanlagen des Gutes.

Das Gutshaus war in der DDR-Zeit bewohnt. Bewohner waren u.a. ein Kindergarten, eine Schule und Familien aus der näheren Umgebung. Im Verwalterhaus, des ehemaligen Gutshauses und damit einem der ältesten Häuser Damgartens war eine Schulspeisung mit eigener Küche eingerichtet.

1989 bis 2010 - Die Stadt Ribnitz-Damgarten verwaltet das Restgut

Mit dem Einigungsvertrag und damit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik wurde ab 1990 auch ein Großteil der Liegenschaften des Gutes an das Bundesvermögensamt überführt. Das Verwalterhaus wird verkauft und ein Wohngebiet "Am Gutspark" erschlossen.

Der jüngste Sohn des letzten Gutsherrn, Gert von Zanthier, hatte nach 1990 einen Restitutionsantrag auf Rückübertragung der verbliebenen Gutshofteile gestellt , der aber abgelehnt wurde. Kurze Zeit wohnte Gert von Zanthier im Gutshaus, er war Berater als Landwirtschaftsrechtsexperte im Amt für Landwirtschaft in Franzburg, bis er im Jahre 2006 verstarb. Es gab keinen weiteren Versuch derer von Zanthiers, die ehemalige Gutsherrenfamilie von Zanthier auf Pütnitz erneut ansässig zu machen.

Im Dezember 2010 konnte das Restgut auf Pütnitz an die Familie von der Lühe aus Kölzow unweit von Ribnitz-Damgarten verkauft werden. Die Familie von der Lühe ist weitläufig mit der ehemaligen Gutsfamilie von Dechow verwandt, was aus Familienrecherchen aus dem 15. Jahrhundert belegbar ist.

2010 - Kauf des Gutes durch die Familie von der Lühe

Die Familie Nikolaus und Diana von der Lühe kaufen Ende 2010 das Gutshaus und den Restpark von der Gebäudewirtschaft. Der neue Gutsbesitzer, Nikolaus von der Lühe, begann bereits im März 2011 mit Plänen für eine denkmalpflegerische Rekonstruktion des Gutshauses und des Gutsparks. Ziel war es, die alte Bausubstanz zu erhalten und die erforderlich neuen Bauteile in das Gesamtobjekt -Gutshaus auf Pütnitz- ohne Stilbruch einzusetzen.

Im Oktober 2011 wurde mit den Rekonstruktionsarbeiten am Gutshaus begonnen. Das Architektenbüro Sebastian Gräwe wurde mit der denkmalpflegerischen Planung und die Baufirma Lehmann mit der Bauausführung beauftragt. Abgesehen von polnischen Stuckateuren wurden alle Gewerke mit lokalen Betrieben gemacht.

2012 wurde direkt an dem Gutshaus anliegendes Gartenland gepachtet , so dass einer Rekonstruktion des Gutsparks nichts mehr im Wege stand.

Der Gutspark hat weitgehend sein ehemaliges Gesicht mit dem alten Baumbestand (z.B. Platanen, Buchen, Ziergehölz) zurück bekommen. Die Sichtachsen zur Eingangsseite und in Richtung Recknitz wurden frei geschnitten bzw. der Geräteschuppen im Park abgerissen.

Die Familie von der Lühe hat im Interesse einer denkmalpflegerischen Gestaltung des Restgutes engen Kontakt mit dem Pommerschen Geschichts- und Heimatverein Damgarten e.V. aufgenommen und deren Kompetenz genutzt.

Seit Frühling 2013 ist das Gutshaus in Betrieb genommen worden. Es werden Ferienwohnungen, aber auch der Saal, der Kaminraum und die Terrasse für Feierlichkeiten vermietet.

Urväter auf Pütnitz